Selbstorganisation im Wahlkampf

In diesem Artikel werfe ich einen Blick hinter die Kulissen der Wahlkampf-Organisation in Kreisverbänden und Wahlkreisen am Beispiel der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Was macht ein starkes Wahlkampfteam aus – und wie lassen sich Rollen und Aufgaben sinnvoll verteilen? Ich beleuchte, welche Herausforderungen sowohl in kleinen als auch in großen Verbänden entstehen: von der Rollenklärung bis zur besonderen Dynamik in Teams unterschiedlicher Größen.

Strukturelle Organisation der Partei

Parteien sind in Kreis- und Ortsverbänden strukturiert. Zu einem Kreisverband gehören in der Regel mehrere Ortsverbände, die mehr oder weniger eigenständig agieren.
In größeren Städten arbeitet ihr als Kreisverband mit verschiedenen Stadtteilgruppen zusammen.
Eine dritte Variante sind Städte, die einen Kreisverband bilden und von einem Ring aus Ortsverbänden umschlossen sind, die wieder einen Kreisverband bilden.

Schematische Darstellung der Selbstorganisation der Struktur von Kreisverbänden im städtischen und ländlichen Raum

Struktur der Wahlkreise

Im Kontext von Wahlen ergeben sich daraus verschiedene Konstruktionen: Während im ländlichen Raum bei Kommunalwahlen die Ortsverbände meist quasi eigenständig für sich Wahlkampf betreiben, um die Positionen der Ortsbeiräte zu gewinnen, kommt es bei Bundestagswahlen zu Trennungen oder zu großen Zusammenschlüssen von Orts- und Kreisverbandseinheiten. Wir kennen das als „Wahlkreis Stadt1“ und „Wahlkreis Stadt2“ oder als Gebietswahlkreis, der ggf. zweieinhalb Kreisverbände umfasst.

Strukturbild der Wahlkreise in ihrer Selbstorganisation

Die Situation der Wahlkampfteams

Je nach Art der Wahl — ob Europa-, Bundes-, Landes- oder Kommunalwahlen — entstehen unterschiedliche Wahlkampfteams, die mit variierendem Maß an Effizienz zusammenarbeiten. Dabei sind zwei Tendenzen hervorzuheben:
Entweder ist das Team zu klein, überbeansprucht und leidet unter strukturellen Doppel- und Mehrfachbelastungen – oder es ist zu schnell gewachsen und verliert an Stabilität, da alle Mitglieder an sämtlichen Entscheidungen teilnehmen wollen, was aufgrund der Gruppengröße zu inkonsistenter Beteiligung führt. Sitzungen in solchen Teams sind schwer zu moderieren und sprengen oft sämtliche Zeitrahmen.

Die Problematik von unklaren Rollen und Aufgaben

Beide Szenarien haben eine ungeklärte Rollen- und Aufgabenverteilung gemein, doch eine gezielte Klärung ist von essenzieller Bedeutung. Aufgaben sind als definierte und abgeschlossene Handlungspakete zu verstehen, wohingegen eine Rolle eine Position innerhalb eines Verantwortungs- und Beziehungsgefüges ist.

Grünalgen unter dem Mikroskop in ihrer Selbstorganisation

Probleme in kleinen Teams

In kleinen Teams sind alle Aufgaben und Rollen oft auf wenige Personen verteilt, was es erschwert, dringliche von wichtigen Angelegenheiten abzugrenzen und zu priorisieren. So managt man eher die Rituale der Vergangenheit und verpasst die Gelegenheit zur effektiven Wahlkampfgestaltung durch Mobilisierung. Und für professionelles Marketing fehlen oft Zeit und Mittel.

Probleme in großen Teams

In großen Teams hingegen führt eine undurchsichtige Rollen- und Aufgabenverteilung zu Doppelarbeit oder liegengebliebener Aufgaben, was demotivierend wirkt. Alle Mitglieder fühlen sich verantwortlich, doch unklare Rollen hemmen den Fortschritt und führen zu endlosen Diskussionen. Strategische Fragen vermischen sich mit organisatorischen Belangen, die an politischen Kontexten scheitern. Das Drängendste, nämlich die Mobilisierung der Wählerinnen und Wähler, gerät aus dem Fokus.

Die zentrale Aufgabe der Selbstorganisation im Wahlkampf

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stehen zu Beginn der Selbstorganisation im Wahlkampf zwei zentrale Aufgaben an:

  1. Aufgabenklärung:
    Wie gestaltet sich der Prozess bis zur Wahl? Welche Aufgaben sind bis wann zu erledigen?

  2. Rollenklärung:
    Welche Person trägt welche Verantwortung? Wer ist in spezifische Prozesse und Entscheidungen eingebunden?

Lösung für kleine Teams

Für kleine Teams gilt es, zeitkritische Aufgaben zu priorisieren und die Rollenentwicklung während des Prozesses zu überdenken.

Tipp: Wenn ihr über eure Rolle als ausführende Wahlkämpfer:innen hinausdenkt, wird sich eure Planungs- und Koordinationsweise verändern. Weitere Informationen dazu findet ihr im Artikel „Mobilisierung“ (coming soon).

Lösung für große Teams

In großen Teams ist es wichtig, eine effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten. Hierbei ist es oft hilfreich, kleinere Subteams zu bilden, die Teilaufgaben eigenständig übernehmen und Entscheidungskompetenzen erhalten. Impulse dazu findet ihr auch im Artikel Engagement-Angebote im Wahlkampf.

Eine verschlankte Entscheidungsstruktur durch eine kleine, mandatierte Steuerungsgruppe kann ebenfalls unterstützend wirken. Dazu findet ihr Hilfestellungen im Artikel Teamstruktur im Wahlkampf.

Selbstorganisation im Bundestagswahlkampf

Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl stellt sich insbesondere die Frage der Zusammenarbeit, die vom Wahlkreis vorgegeben wird. In diesem Kontext ist es entscheidend, Kooperationen und Eigenständigkeiten klar zu benennen und die Kommunikation sowie die Schnittstellen bewusst zu gestalten. Auch hierfür empfehle ich den Artikel „Teamstruktur im Wahlkampf“ als Blaupause.

Alternativ biete ich professionelle Unterstützung mit einem Planungsworkshop Wahlkampf an, um euch in diesem Prozess zu begleiten. Nehmt gerne Kontakt auf, um gemeinsam die optimale Lösung für euch zu finden.

Artikelserien

3 Kommentare zu „Selbstorganisation im Wahlkampf“

  1. Pingback: Engagementangebote - Matthias Sprekelmeyer

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