Haustürwahlkampf für Freiwillige

Dieser Artikel vermittelt praxisnahe Einblicke in den Haustürwahlkampf und zeigt, wie Freiwillige mit dieser effektiven Marketingtechnik erfolgreich sein können. Du erfährst, wie Haustürwahlkampf funktioniert, und findest in einem FAQ-Bereich Antworten auf die wichtigsten Fragen (direkt zu den FAQ).

Eine Frau Drückt eine Klingel an einer Gegensprechanlage im Hautürwahlkampf

Haustürwahlkampf leicht gemacht: der Dreiklang zum Erfolg

Haustürwahlkampf lässt sich auf elegante Weise angehen: Im Kern besuchen wir Anwohner:innen und informieren als erstes über die drei elementaren Fakten: den Wahltag, die oder den Kandidat:in sowie die Partei selbst. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, diesen Dreiklang konsequent beizubehalten und dabei andere informative sowie soziale wie Einflüsse zu minimieren.

Es ist sinnvoll, den Wahltermin zu Beginn des Gesprächs ins Zentrum der Kommunikation zu rücken, da es ein gemeinsames Ziel darstellt. Die Fokussierung auf den Wahltag ist essenziell, weil die Unterbrechung der Privatsphäre nur dann positiv aufgenommen wird, wenn sie dem persönlichen Interesse des Gegenübers dient.

Da demokratische Wahlen ein von fast allen Menschen geschätztes Ziel sind, unterstützt diese Primärbotschaft im Haustürwahlkampf. Die Kernbotschaft lautet, die Wählerschaft zur Teilnahme an der Wahl zu motivieren. Ergänzend positionieren wir den Namen unserer Kandidatin oder unseres Kandidaten und nennen die Partei, für die wir eintreten. Diese Informationen fügen sich wie ein Etikett zur Hauptbotschaft der Wahl hinzu.

So lautet unsere prägnante Botschaft beim Überreichen eines Flyers: „Am 23. Februar ist Bundestagswahl – das ist Petra Kelly, Ihre Kandidatin von den Grünen.“ Weitere Details findet ihr in meinem FAQ am Ende des Artikels.

Geeigneter Zeitpunkt und Ort für den Haustürwahlkampf

Um eine permanent hohe Kontaktquote zu erzielen, fokussieren wir uns auf Stadtteile und Orte, in denen wir stark vertreten sind, um das eigene Potenzial zu mobilisieren. Der ideale Zeitraum für den Haustürwahlkampf unter der Woche liegt zwischen 17:30 Uhr und 20 Uhr am Abend, während die Wochenenden ganztägig genutzt werden können. Besonders effektiv wird der Haustürwahlkampf für Freiwillige mit zunehmender Intensität in den drei Wochen vor dem Wahltermin.

Rollenklarheit und Abgrenzung eines Freiwilligen

Für eine maximale Wirksamkeit ist es entscheidend, sich der eigenen Rolle bewusst zu sein. Vor der Haustür treten wir als neutrale Informationsvermittler für die Demokratie auf. Es ist wichtig, diese Rolle von der eines Missionars oder leidenschaftlichen Verfechters abzugrenzen. Unsere Hauptanliegen sind es, den Wahltag anzukündigen, die Kandidatin vorzustellen und die unterstützte Partei zu nennen (der Dreiklang).

Der Ablauf des Haustürwahlkampfs

Beim Haustürwahlkampf gehen wir von Haus zu Haus und besuchen Menschen, um sie über den Dreiklang zu informieren (Wahltag, Kandidat:in, Partei). Dies erfolgt neben der verbalen Information durch die Übergabe eines Flyers mit den Basisinformationen. Bei Sympathiebekundungen erweitern wir das Gespräch und integrieren die Person bei Interesse in die Netzwerkstrukturen der Partei. Wir verabschieden uns mit einem schlichten „Danke“ oder „Ok, alles Gute für Sie“.

Effektivität des Haustürwahlkampfs

Die Marketingtechnik Haustürwahlkampf mit ihrem Dreiklang „Wahltag – Kandidat:in – Partei“ beeinflusst die Wahlentscheidung durch selektiv verstärkte Wahrnehmungen und die Anzahl erreichter Kontakte. Sympathisant:innen und potenzielle Wähler:innen, die bereits eine emotionale Bindung zur Partei haben, erleben den Kontakt intensiver, was eine soziale Verpflichtung gegenüber unserem Engagement schafft. Diese führt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Stimme abgeben. Eine messbare Änderung im Wahlergebnis erfordert jedoch eine signifikant hohe Anzahl an Kontakten. Daher ist es essenziell, eine möglichst hohe Kontaktquote zu erreichen.

Was wir im Haustürwahlkampf machen:

Was wir im Haustürwahlkampf
NICHT machen:

Forschung und Studien zum Haustürwahlkampf

Die Forschungslage im Bereich des Wahlkampfes verdeutlicht eindrucksvoll die Wirksamkeit des Haustürwahlkampfes. Studien von Green & Gerber aus den USA sowie eine YouGov-Studie zur Landtagswahl 2017 belegen den signifikant gesteigerten Einfluss dieser Methode. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen eine Veränderung von bis zu sieben Prozentpunkten, wodurch der Haustürwahlkampf für Freiwillige als effektiver eingestuft wird als alle anderen Marketingtechniken. Zum Vergleich: Plakate erzielen lediglich ein Veränderungspotenzial von 0,1 Prozentpunkten. Sollte sich die Frage stellen, warum dennoch Plakate verwendet werden, lade ich euch ein, einen Blick in meinen Artikel „Marketingtechnik und Strategie“ zu werfen, der in Kürze erscheint. Darin erörtere ich verschiedene Marketingtechniken und gebe Anregungen für deren strategischen Einsatz.

Angebot für Workshops und Coaching

Solltet ihr weitere Fragen haben, lade ich euch herzlich ein, einen Blick in den FAQ-Bereich zu werfen oder mir eine E-Mail zu schreiben. Für Gruppen biete ich spezielle Workshops zum Thema Haustürwahlkampf an und halte thematische Coachings für verantwortliche Personen bereit.

FAQ – Fragen zum Haustürwahlkampf

eine Fragezeichenskulptur aus Efeu

VERHALTEN AN DER WOHNUNGSTÜR

Authentizität ist im Haustürwahlkampf von entscheidender Bedeutung. Die Art und Weise, wie wir uns präsentieren, liegt in unseren Händen. Das Problem dabei ist nur, dass die Intuition oft den Intellekt übertrifft. Intuitiv entscheiden Menschen innerhalb von Sekunden, ob sie jemanden kennenlernen möchten oder nicht. Eine namentliche Vorstellung kann die störungsfreie Übermittlung der Kernbotschaft (wie z.B. den Wahltag) verzögern und mögliche Vorurteile auslösen. Meine Empfehlung lautet, sich auszuprobieren und mit verschiedenen Ansprachemethoden zu experimentieren.

Um im Haustürwahlkampf möglichst viele Menschen zu erreichen, ist es ratsam, allein von Tür zu Tür zu gehen. Dennoch bietet die Arbeit im Team eine wertvolle Motivation; dabei kann eine Arbeitsteilung von Straßenseiten sinnvoll sein, bei dem eine Person auf der einen und die andere auf der gegenüberliegenden Seite klingelt. In städtischen Gegenden mit Mehrfamilienhäusern kann es zudem vorteilhaft sein, gemeinsam im selben Gebäude vorzugehen.

Zu zweit an der selben Wohnungstür sollten wir nur am Anfang stehen, um erste Erfahrungen zu sammeln. Nach den ersten fünf Kontakten ist es ratsam, allein fortzufahren. Wichtig ist es jedoch, regelmäßig zusammenzukommen und Erlebnisse auszutauschen, um voneinander zu lernen und die Motivation hoch zu halten!

Ein Kontakt an der Haustür dauert in der Regel zwischen 15 und 30 Sekunden, da die meisten Menschen es bevorzugen, wenn wir uns zügig wieder verabschieden. Es ist daher ratsam, diesem Wunsch nachzukommen. Sollte jedoch jemand deutliche Sympathie zeigen, empfiehlt es sich, die Kommunikationsstrategie anzupassen. In solchen Fällen ermutigen wir den Kontakt und bieten Möglichkeiten zur Integration in unsere Netzwerke an. Diese Gespräche können dann auch eine längere Dauer von drei bis fünf Minuten erreichen.

Solltest du niemanden antreffen, kannst du einen Türhänger an der Klinke platzieren oder einen Flyer auf der Fußmatte hinterlassen.

GEGENSPRECHANLAGE UND MEHRFAMILIENHÄUSER

Haustürwahlkampf für Freiwillige gestaltet sich an der Gegensprechanlage oft als herausfordernd. Daher sollte versucht werden, Einlass ins Gebäude zu erhalten und direkt an den Wohnungstüren zu klingeln. Dies gelingt in der Regel am besten durch die Ankündigung: „Informationen zur Wahl“. Versuche, die Situation näher zu erläutern, führen meist seltener dazu, dass die Tür geöffnet wird.

Es ist ratsam, dass ein Teammitglied direkt nach oben geht, da die Person, die euch hereingelassen hat, auf euch wartet. In der Regel ist das Stockwerk nicht bekannt und auch die Beschilderungen sind oft uneindeutig. Daher empfiehlt es sich, sich sowohl von oben als auch von unten aufeinander zuzubewegen.

Eine elegante Möglichkeit, die Situation zu managen, besteht darin, zunächst die eigene Rolle zu klären und einen alternativen Kommunikationsweg anzubieten. Danke der Person höflich für das Gesprächsangebot und erkläre, dass du heute noch weitere Haushalte erreichen möchtest und/oder deine Kolleg:in auf dich wartet. Verweise auf bevorstehende Veranstaltungen, biete einen Kontakt per E-Mail an oder lade dazu ein, die Website sowie die sozialen Netzwerke zu besuchen, um in einen direkten Austausch kommen zu können.

ERWARTUNGEN IM HAUSTÜRWAHLKAMPF

Die Anzahl der Türen, die du erreichen kannst, hängt maßgeblich von der Bebauung ab. In einer Berliner Siedlung mit ausschließlich Mehrfamilienhäusern, die zehn oder mehr Parteien beherbergen, lassen sich in einem zweieinhalbstündigen Einsatz bis zu 120 Türen besuchen. In einem Gebiet mit Einfamilienhäusern und Vorgärten können es hingegen nur zwischen 50 und 70 Haushalte sein.

So viele, wie es dir möglich ist! Im Wahlkampf ist es entscheidend, gemeinsam mit deinem Team zu planen, um realistische Ziele zu setzen und zu verfolgen. Solltet ihr in einer dörflichen Einfamilienhaussiedlung leben, wäre es durchaus machbar, 500 Türen zu erreichen, indem du ein- bis dreimal pro Woche in den sechs Wochen vor der Wahl Haustürwahlkampf betreibst.

Üblicherweise öffnet sich nur jede dritte bis vierte Tür. Plane das entsprechend ein und erwarte nicht mehr! In Mehrfamilienhäusern empfiehlt es sich, mehrere Klingeln zu betätigen, um Wartezeiten zu verkürzen.  

Für einen erfolgreichen Haustürwahlkampf ist es entscheidend, alle Teams effektiv zu koordinieren und den Überblick über Fortschritte und Erfolge zu behalten. Zudem sollte eine doppelte Ansprache in denselben Gebieten vermieden werden. Die Nutzung der App gewährleistet all dies. Sollte es dir nicht möglich sein, die App zu verwenden, kannst du bestimmt individuelle Absprachen mit deiner Teamleitung treffen.

HERAUSFORDERUNGEN UND GEFAHREN

Laut einer Beratungsorganisation für Sicherheitsfragen zählt der Haustürwahlkampf für Freiwillige höchstwahrscheinlich zu den sichersten Wahlkampfmethoden. Diese Einschätzung beruht hauptsächlich auf der nicht anonymen Natur dieser Tätigkeit (das private Wohnungsumfeld) und dem Überraschungsmoment.

Während des Haustürwahlkampfs kommt es nur selten vor, dass wir beleidigt oder beschimpft werden. Trotzdem kann es vorkommen. In einem solchen Fall ist es ratsam, das Haus zügig zu verlassen und das Gespräch mit einer vertrauten Person zu suchen, um das Ereignis zu reflektieren. Erinnere dich dabei stets an die positiven Erfahrungen! Unser Gehirn neigt dazu, negative Eindrücke zu überschätzen. Zehn positive Erlebnisse können schnell vergessen werden, während ein einziges negatives länger im Gedächtnis bleibt. Sollte Unklarheit bestehen, könnt kannst du dich an deine Teamleitung wenden und ein weiteres Vorgehen besprechen. Bei strafrechtlich relevanten Beleidigungen oder ähnlichen Vorkommnissen solltet ihr gemeinsam zur Polizei gehen und Anzeige erstatten.

Wenn eine deutliche Sympathie erkennbar ist, passen wir unsere Kommunikationsstrategie an und schaffen Gelegenheiten für Begegnungen, um der Person den Zugang zu unseren Netzwerken zu ermöglichen. Wir laden sie zu Veranstaltungen ein, tauschen E-Mail-Kontakte aus und nehmen sie in unseren Newsletter auf. Behalte dabei stets den Zeitrahmen im Auge, kläre gegebenenfalls deine Rolle und verabschiede dich höflich mit einem Hinweis auf deine aktuellen Aufgaben.

Artikelserien

1 Kommentar zu „Haustürwahlkampf für Freiwillige“

  1. Günther Scherer

    Den Blog zum Haustürwahlkampf finde ich
    – sehr schön ausführlich
    – Mut machend
    – einleuchtend, nachvollziehbar
    – …
    Gratulation!!!
    Günther, Grüne KV Neustadt

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